Ritterorden
Heinrich III. der Erlauchte

 

Codex


1. Der ritterliche Codex


Als Ritterorden Heinrich III. der Erlauchte richten wir uns nach den ritterlichen Traditionen des alten Europas und tragen diese, als Hüter und Bewahrer dieses Gedankengutes und ritterlichen Erbes, in die heutige Zeit. Damit tragen wir Sorge, die Seele und Traditionen der Ritterschaft am Leben zu halten.


Als Zeichen und Erkennungsmerkmal unserer Angehörigkeit zu dem Ritterorden Heinrich III. der Erlauchte tragen wir Insignien und Gewand bei Zusammenkünften und Veranstaltungen.


Um nun darzustellen, was einen Ritter und Ritterlichkeit ausmachen bzw. was von einem Ritter erwartet wird, dient dieser Codex.


Im alten Europa und dessen mittelhochdeutschen Minnesang galten staete, minne, hoher muet, mäze, triuwe, ere und milte, was in etwa mit Aufrichtigkeit, Frauenverehrung, edle Gesinnung, Bescheidenheit, Verlässlichkeit, Würde und Großzügigkeit übersetzt werden kann, als besondere Rittertugenden:


staete - Aufrichtigkeit


Von einem Ritter erwarten wir, dass er die Wahrheit spricht. Zu bedenken sei aber, dass es im Leben nicht nur eine Wahrheit gibt, sondern eine Vielzahl von Ansichten, Auslegungen und Meinungen. Derartige Verschiedenheiten sind nicht zu vermeiden, sehr wohl lässt sich aber meist eine direkte Lüge erkennen - und eine in voller Absicht gesprochene Unwahrheit darf nicht toleriert werden.


minne - Frauenverehrung


Die Minne ist eine spezifisch mittelalterliche Vorstellung von gegenseitiger gesellschaftlicher Verpflichtung, ehrendem Angedenken und Liebe. Für den heutigen Ritter sind Höflichkeit und Respekt gegenüber dem weiblichen Geschlecht, also die Ritterlichkeit gegenüber jeder Frau, eine selbstverständliche Form der Verehrung.


hôher muot - edle Gesinnung


Der hôhe muot, der vom vorbildlichen Ritter gefordert wird, meint seine Hochgestimmtheit im Bewusstsein der eigenen Ehre. hôher muot ergibt sich zwangsläufig aus vorbildlichem, regelhaften Verhalten und dem Zustand des Friedens. Ziel eines Ritters sollte also sein, einen ehrenhaften Lebenswandel zu führen und damit den Mitmenschen Beispiel zu sein. Das Zeigen des guten Mutes auf Festen, aber auch in Schlachten usw. überträgt sich auf die Anderen.


mâze - Bescheidenheit


Gemeint ist damit die Verpflichtung, in allem Tun das „rechte Maß" zu halten und in allen Lebenslagen einen ausgeglichenen Mittelweg zu finden.


triuwe - Verlässlichkeit, Loyalität


Von einem Ritter wird erwartet, dass er zu seinem Wort steht. Dies immer unter dem Vorbehalt, dass dadurch kein anderer Schaden erleidet. Wenn ein Ritter in diesem Sinne sein Ehrenwort gibt, dann muss das so sicher sein wie die Unterschrift auf einem Vertrag.


êre - Ansehen und Würde


Um Ansehen und Würde zu erreichen, wird das Bestreben, die Werte dieses Codex zu leben, unumgänglich sein. Dazu gehört auch, dass Meinungsverschiedenheiten auf ritterliche Weise geklärt werden. Der Ritter sucht als erstes das offene Wort, das persönliche Gespräch. Beschimpfungen, geschweige denn tätliche Angriffe, sind zu keiner Zeit angemessen. Ein Ritter verachtet Intrigen und böse Nachreden.


milte - Freigiebigkeit


Von einem Ritter wird stets erwartet, dass er hilfsbereites und gütiges Verhalten an den Tag legt. Dies gilt besonders, wenn ein Ritterbruder unverschuldet in Not geraten ist oder schuldlos feindselig bedrängt wird. Sofern hier Hilfe gewünscht wird, wird der Ritter seinem Ritterbruder wie einem guten Freund zur Seite stehen.

Auch Barmherzigkeit: Ein Ritter gibt freigiebig an in Not geratene. Er läßt Münzen an die Bettler an der Kirchentreppe austeilen, schenkt der armen Witwe ein Brot, läßt dem Veteranen eine Krücke schnitzen. Die vielleicht schwierigste Gratwanderung hier liegt darin, daß der Ritter sich a) nicht mit dem Armen gemein macht, sondern edle Distanz wahrt und zugleich b) nicht herablassend oder herrisch auftritt.



Weitere ritterliche Tugenden, die man ebenso mit Herz und Seele verinnerlicht:


zuht - Erziehung nach festen Regeln, Anstand, Wohlerzogenheit

Bestandteil der guten Erziehung, bedeutet Selbstbeherrschung und Moderation im eigenen Verhalten und ermöglicht das Zusammenleben am Hof


höveschkeit - Höfischkeit, Höflichkeit - Definiert das Verhalten bei Hof und außerhalb, bedeutet feine Manieren und gesitteter Umgang, besonders mit Frauen. Der Ritter ist in seinem Benehmen eher zurückhaltend und in keiner Weise auftrumpfend. Besondere Ehrerbietung genießen Geistliche und Frauen im Allgemeinen.


diemüete - Demut, Bescheidenheit, Gnade, Barmherzigkeit gegenüber anderen Menschen


werdekei - Würde


güete - Freundlichkeit


manheit - Tapferkeit, Tüchtigkeit und Kühnheit, sowie Mut im Kampf unter Einsatz des eigenen Lebens


arebeit - Fleiß, Übung und Aufbesserung der Kasse durch ständige Bewährungen durch Reisen und Kämpfe


dienest - Dienstbereitschaft - gegenüber dem Herren oder der Kirche, aber auch gegenüber Frauen, sowie Schutz der Armen oder Machtlosen

Auch Schutz: Ritter wenden sich tätig gegen Unrecht, das von Gegnern ihres 'Standes' ausgeübt wird (der 'Böse Ritter' beispielsweise).


art - Edler Stand, Geburt als Verpflichtung zu höfischem Verhalten


vröude, frôude - Lebensfreude, Heitere Lebensgrundhaltung


schane, frôude - Schönheit, äussere Schönheit als Ausdruck hoher Abkunft und des Heils, sowie innerer Tugend, vor allem durch angemessene Kleidung zum Ausdruck gebracht.


sin - Verstand, bezieht sich auch auf kontrollierte Emotionen